Schnellläuferprogramm (SLP)
Mehr Zuverlässigkeit und weniger Instandhaltung durch moderne Signal- und Stellwerkstechnik. Erste Inbetriebnahmen bereits rund 1,5 Jahre nach Baubeginn in 2022. Sammlung von Erkenntnissen für den Rollout der Digitalen Schiene Deutschland. Das ist das Schnellläuferprogramm.
Der Name ist Programm. Das Schnellläuferprogramm (SLP) ist auf Initiative des Bundes, der Bahnindustrie und der Deutschen Bahn (DB) gestartet worden. Es ist ein Konjunkturprogramm zur Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie, um Beschäftigungen zu sichern und die Industrie zu stärken. Der Bund stellt hierfür zusätzliche Mittel in Höhe von 500 Mio. EUR für die Jahre 2020 - 2022 zur Verfügung, 100 Mio. EUR davon bereits im Jahr 2020. Innerhalb kürzester Zeit wird in insgesamt 7 Projekten die vorhandene Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik durch moderne und digitale Stellwerkselemente ersetzt. Normalerweise werden für vergleichbare Vorhaben wesentlich längere Zeiträume benötigt. Um die deutliche Beschleunigung der Projektabwicklung zu ermöglichen, werden in enger Zusammenarbeit mit der Industrie Prozesse verbessert und Standards etabliert. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung des Schienennetzes im Rahmen des Konzernprogramms Digitale Schiene Deutschland (DSD).
Den Start bildet die am 2. September 2020 zwischen den oben genannten Parteien gezeichnete Vereinbarung zur beschleunigten Ausrüstung des Schienennetzes mit digitaler Leit- und Sicherungstechnik im DSD-Rollout. Mehrere Jahre vorzeitig als ursprünglich geplant profitiert Deutschland somit von einem digitalen und zukunftsweisenden Schienennetz. Dieses ermöglicht das Erreichen verkehrs- und klimapolitischer Ziele und stärkt den Standort Deutschland.
Doch ambitionierte Ziele erfordern neue Vorgehensweisen mit hohen Effizienzen und kurzen Realisierungszeiten, die im Schnellläuferprogramm ausgearbeitet und erprobt werden. Schlanke Prozesse und neue Standards bilden im Wesentlichen das Fundament der Beschleunigung. Im Ergebnis werden wertvolle Erkenntnisse für den DSD-Rollout gesammelt. Das Vorgehen ist einzigartig.
„Mit dem Schnellläuferprogramm verfolgen der Bund, die Bahnindustrie und die DB im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen die konjunkturell wirkende Beschäftigungssicherung in der Industrie und deren Stärkung. Zum anderen die Sammlung wertvoller Erkenntnisse für den Rollout der Digitalen Schiene Deutschland.“
Frank Gülicher, Beauftragter der DB AG für BIM Infrastruktur und Leiter DSD Projektportfolio (Digitale Schiene Deutschland, DB InfraGO AG)
Projekte des SLP
Um den kurzfristigen Start des Schnellläuferprogramms und die hohe Geschwindigkeit realisieren zu können, wurden die insgesamt sieben Projekte nach den Parametern einer vergleichsweisen geringen Komplexität und einer geringen Beeinflussung auf den laufenden Betrieb sowie auf andere Bauvorhaben ausgewählt. Die Unterteilung der Projekte erfolgt in zwei Cluster: Die vier Projekte des Clusters 1 werden von den auf dem deutschen Markt etablierten Signaltechnik-Herstellern verantwortet. Die drei Projekte des Clusters 2 werden von noch nicht auf dem deutschen Markt etablierten Signaltechnik-Herstellern verantwortet. Diese Hersteller erhalten im Rahmen des Schnellläuferprogramms die Möglichkeit digitale Stellwerkstechnik gemäß den Vorgaben der DB umzusetzen und zur Zulassung zu bringen. So soll eine Markterweiterung durch den Eintritt neuer Signalbaufirmen erzielt werden, um für den DSD-Rollout auf eine höhere Kapazität und ein breiteres Know-how zurückgreifen zu können.
Technisch gesehen handelt es sich um einen sogenannten 1:1-Ersatz der bisherigen Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik durch neue und moderne Stellwerkselemente, die aufwärtskompatibel zu späteren DSD-Zielbild sein werden. Dabei werden die nachfolgenden definierten und standardisierten Schnittstellen herstellerunabhängig realisiert: SCI-LX (Stellwerk – Bahnübergang), SCI-ILS (Stellwerk – Stellwerk), SCI-CC (Stellwerk – Bediensystem) und SCI-RBC (Stellwerk – Radio Block Center). Mithilfe dieser Technik soll die Zuverlässigkeit des Schienennetzes erhöht und der Instandhaltungsaufwand reduziert werden. So soll das Schienennetz robuster gemacht werden. Die herstellerunabhängigen Schnittstellen ermöglichen zudem eine nachhaltige Reduzierung der Technikvielfalt. In den einzelnen Projekten wird darüber hinaus eine höhere Flexibilität durch z. B. Ks-Signalsysteme oder eine durchgängige Zuglenkung erzielt. Teilweise erfolgt eine Nachrüstung von Gleiswechselbetrieb mit Vorteilen von Zeitgewinnen bei Baustellen mit eingleisiger Betriebsführung. Die Strecken werden damit fit für das digitale Zeitalter gemacht.
Cluster 1-Projekte
In den Cluster 1-Projekten werden Elektronische Stellwerke (ESTW) mit digitalen Stellwerkselementen und standardisierten Schnittstellen gebaut. Drei Projekte sind bereits im Jahr 2022 in Betrieb gegangen. Das vierte Cluster 1-Projekt folgt noch in diesem Jahre.
Kleve-Kempen
Auf dem Streckenabschnitt Kleve-Kempen der linksniederrheinischen Strecke werden die Stellwerke in Kleve, Bedburg – Hau, Goch, Weeze, Kevelaer, Geldern, Vernum, Nieukerk, Aldekerk und Kempen durch moderne elektronische Stellwerkstechnik ersetzt. Die Firma Scheidt & Bachmann GmbH errichtet auf der Strecke 11 Elektronische Stellwerke des Typs ZSB 2000. Die Bedienung wird aus den 6 Stellwerken in Kleve, Bedburg – Hau, Goch, Kevelaer, Nieukerk und Kempen erfolgen. Diese werde dazu entsprechend technisch aufgerüstet. Die Inbetriebnahme des ersten Streckenabschnitts Kleve-Geldern war am 4. Dezember 2021 erfolgt. Die Gesamtinbetriebnahme folgte Ende November 2022.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 175 Kilometern Kabel
- Erneuerung von rund 170 Signalen und 30 Weichenantrieben
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Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 76 Bahnübergängen
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Aufstellung von 1 weiteren Signalausleger
Presseinformationen
- Baubeginn: 11.05.2021
- Baustellenbesuch durch Ronald Pofalla und Hendrik Wüst: 06.07.2021
- Bauarbeiten 1. Bauabschnitt: 30.07.2021
- Bauarbeiten 2. Bauabschnitt: 31.05.2022
- Erfolgte Inbetriebnahme: 06.12.2022
Finnentrop
Die Modernisierung erfolgt auf der Ruhr-Sieg-Strecke auf den drei Streckenabschnitten 1) Letmathe-Nachrodt-Altena-Werdohl, 2) Werdohl-Plettenberg-Finnentrop und 3) Grevenbrück-Lennestadt-Meggen, -Altenhundem, -Kirchhundem-Welschen-Ennest. Dazu werden die drei zwischen 30 und 50 Jahre alten Stellwerke in Altenhundem/Meggen, Plettenberg und Nachrodt/Altena durch moderne Stellwerkstechnik des Typs Simis-D der Firma Siemens Mobility GmbH ersetzt. Die Stellwerke werden an das bereits bestehende zentrale Elektronische Stellwerk Finnentrop angeschlossen, das technisch aufgerüstet wird. So erfolgt seit Sommer 2022 die Bedienung der Strecke von Letmathe bis Kreuztal durchgängig durch die Fahrdienstleiter:innen aus Finnentrop.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 385 Kilometern Kabel
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Erneuerung von rund 235 Signalen, 112 Zusatzanzeigern und 73 Weichenantrieben
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Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 15 Bahnübergängen
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Aufstellung von 9 Signalauslegern
Presseinformationen
- Baubeginn: 31.03.2021
- Inbetriebnahme: 04.05.2022
- Erfolgte Inbetriebnahme: 01.06.2022
Wörth-Germersheim-Speyer
Auf der Strecke Wörth-Germersheim-Speyer werden die bestehenden 7 alten Stellwerke in Speyer, Germersheim, Wörth, Philippsburg und Rülzheim durch moderne Stellwerkstechnik des Typs ESTW L90 der Firma Thales Deutschland GmbH ersetzt. Dazu werden in den Bahnhöfen Philippsburg, Speyer, Wörth und Rülzheim moderne ESTW-A-Stellwerke errichtet. Die Bedienung erfolgt über das neue zentrale Elektronische Stellwerk in Germersheim. Zwischen Speyer und Germersheim sowie zwischen Germersheim und Wörth wird ein Gleiswechselbetrieb inkl. Blockverdichtungen eingerichtet. Dies ermöglicht eine Verbesserung der Betriebsqualität. Die Inbetriebnahme erfolgt 3-stufig im Jahr 2022.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 346 Kilometern Kabel
- Erneuerung von rund 283 Signalen, 182 Zusatzanzeigern und 111 Weichenantrieben
- Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 40 Bahnübergängen
- Aufstellung von 5 Signalauslegern
Presseinformationen
- Baubeginn: 16.04.2021
- Inbetriebnahme 1. Baustufe: 24.06.2022
- Bauarbeiten 2. Baustufe: 25.07.2022
- Erfolgte Inbetriebnahme: 12.12.2022
Ansbach-Triesdorf
Projektbestandteil sind die beiden Strecken Ansbach-Triesdorf und Leutershausen-Wiedersbach-Ansbach-Wicklesgreuth. Die Firma InoSig GmbH ersetzt die alten rund 55 Jahre alten Stellwerke im Bahnhof Ansbach und Triesdorf durch moderne Elektronische Stellwerke in Ansbach und Triesdorf vom Typ B950. Die Bedienung erfolgt zukünftig aus Ansbach.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 322 Kilometern Kabel
- Erneuerung von 192 Signalen, 123 Zusatzanzeigern und 84 Weichenantrieben
- Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von einem Bahnübergang
- Nutzung eines vorhandenen Signalauslegers
Presseinformationen
- Baubeginn: 28.04.2021
Cluster 2-Projekte
In den Cluster 2-Projekten werden Digitale Stellwerke (DSTW) gebaut. Dazu erfolgen im ersten Schritt ab dem Jahr 2021 Entwicklungsleistungen, so dass ab dem Jahr 2022 die ersten Bauarbeiten folgen können. Die Inbetriebnahmen sind nach dem aktuellen Planungsstand in den Jahren 2024 und 2025 vorgesehen.
Zwieseler Spinne
Die Strecken der Zwieseler Spinne (Bahnstrecken rund um Zwiesel) werden mit moderner Signal- und Stellwerkstechnik ausgestattet. Die Firma Pintsch GmbH ersetzt die sechs Stellwerke in Grafling, Gotteszell, Triefenried, Bayerisch Eisenstein und Zwiesel durch digitale Stellwerkstechnik des Typs PinMovio. Ab Dezember 2024 erfolgt die Bedienung aus dem zentralen Digitalen Stellwerk in Zwiesel. Die fünf Technikmodule stehen in Zwiesel, Grafling, Gotteszell, Triefenried und Bayerisch Eisenstein.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 204 Kilometern Kabel
- Erneuerung von 124 Signalen und 23 Weichenantrieben
- Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 15 Bahnübergängen
Presseinformationen
- Baubeginn: 30.05.2022
Gera-Weischlitz
Auf der Strecke Gera-Weischlitz erneuert Hitachi Rail STS Deutschland GmbH die insgesamt 12 Stellwerke in Wünschendorf (Elster), Berga (Elster), Greiz, Greiz-Dölau, Elsterberg, Barthmühle, Plauen (Vogtl.) Unterer Bahnhof. An diesen Standorten werden ein Digitales Stellwerk in Plauen und sieben Gleisfeldkonzentratoren (GFK) errichtet. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2025 vorgesehen. Ab diesem Zeitpunkt erfolgt die Bedienung der Strecke aus Plauen (Vogtl.) Unterer Bahnhof.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 60 Kilometern Kabel
- Erneuerung von ca. 201 Stelleinheiten (Signalen und Weichenantrieben)
- Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 11 Bahnübergängen
Presseinformationen
- Baubeginn: 06.07.2023
Lichtenfels-Coburg-Sonneberg
Auf der Strecke Lichtenfels-Coburg-Sonneberg werden die bisherigen neun Stellwerke in Neustadt/Coburg, Rödental, Ebersdorf/Coburg, Seehof, Coburg, Herzogsweg und Creidlitz erneuert. Dazu errichtet die Firma Alstom Transport Deutschland GmbH ein zentrales Digitales Stellwerk in Coburg sowie fünf elektronische Technikmodule in Neustadt/Coburg, Ebersdorf/Coburg, Herzogsweg, Coburg und Creidlitz. Die Bedienung der Strecke erfolgt weiterhin aus Coburg. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2024 vorgesehen.
Auszug weiterer Projektinhalte
- Verlegung von 40 Kilometern Kabel
- Erneuerung von 51 Signalen und 10 Weichenantrieben
- Technische Aufrüstung bzw. vollständige Erneuerung von 26 Bahnübergängen
- Aufstellung von 1 Signalausleger
Presseinformationen
- Baubeginn: 28.10.2022