
Innovativ gedacht: Pilotierung einer neuartigen Technologie für den Kabeltiefbau von Leit- und Sicherungstechnik und Telekommunikationsmaßnahmen in Köln-Mülheim
Um den Start der Bauphase – z. B. beim Bau eines Stellwerks – zu erleichtern und Sperrpausen im Zugverkehr zu minimieren, werden in einem Pilotprojekt auf dem Korridor Rhine-Alpine innovative Materialien eingesetzt und ein neues Verfahren für die Verlegung von Kabeltrögen erprobt. Im Rahmen des Neubaus des modernen Stellwerks in Köln-Mülheim möchte das Projektteam innovative Impulse im Kabeltiefbau setzen. Dabei sollen glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) für Kabeltröge und Schächte eingesetzt werden und gleichzeitig die Voraussetzungen geschaffen werden, um eine neue Verlegetechnik künftig auch in anderen Projekten in der Fläche einzusetzen.
Für die Energieversorgung und Telekommunikation verlegt die Deutsche Bahn jedes Jahr kilometerweise Kabeltröge. Seit vielen Jahren erfolgt hierbei der Kabeltiefbau über die traditionelle Zweiwegetechnik.
Genauer hingeschaut – so läuft der traditionelle Kabeltiefbau mit einem Zweiwegebagger typischerweise ab:
Ein Zweiwegebagger nimmt den Aushub des Kabelkanals vor. Nun wird in dem ausgehobenen Kanal eine Feinschicht (Sand) gelegt, die der Ableitung von überschüssigem Wasser dient. Danach wird der Kabeltrog durch den Zweiwegebagger eingelegt. Anschließend werden die Kabeltröge mit dem dazu passenden Deckeln verschlossen. Nun erfolgt die Verfüllung und Verdichtung der Hohlräume rechts und links neben den Kabeltrögen. Anschließend werden die Kabeltröge wieder geöffnet und die Kabel selbst können nun hineingelegt werden.
Der Einsatz eines Zweiwegebaggers ist aufwendig. Vor dem Bau eines Stellwerks müssen viele Kilometer Kabelkanäle neu verlegt werden, um später alle Weichen und Signale anschließen zu können. Effektivere Verfahren und Techniken im Kabeltiefbau könnten zu einer Minimierung der für den Bau benötigten Streckensperrungen führen und damit zu einer Beschleunigung bei der Realisierung eines neuen, modernen Stellwerks beitragen. Ein solches neuartiges Verfahren in Verbindung mit dem Einsatz von leichten, glasfaserverstärkten Kunststoffkabeltrögen und -schächten wird nun erstmalig in einer Pilotierung im Rahmen des Stellwerkneubaus Köln-Mülheim getestet.

Das zum Einsatz kommende Verlegeverfahren wird im Auftrag des Projekts Korridor Rhine-Alpine auf einem Teilstück der Strecke Köln-Mülheim – Bergisch Gladbach erprobt. Die Beauftragung des Kabeltiefbaus erfolgte bereits im Mai 2025. Die Pilotierung selbst soll noch dieses Jahr beginnen. Ziel ist es, das Verlegeverfahren im Betrieb zu erproben und die Erfahrungen für die Optimierung künftiger Stellwerksrealisierungen zu nutzen. Eine erfolgreiche Pilotierung würde sich positiv auf die Realisierung der geplanten Digitalisierung der Stellwerkstechnik in Deutschland auswirken.
Das neuartige Verlegeverfahren in Verbindung mit GFK-Kabeltrögen und -Schächten kombiniert den Aushub als auch die Verlegung des Kabeltroges in einem Arbeitsgang, wodurch eine erhebliche Beschleunigung im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren mit einem manuellen Zweiwegebaggereinsatz erzielt werden kann. Lediglich bei Hindernissen wie zum Beispiel Querungen oder Masten in Gleisnähe muss weiterhin auf die manuelle Verlegetechnik zurückgegriffen werden.
Der Vorstand des Ressorts „Digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnik“ der DB InfraGO AG, Klaus Müller, sieht in der Pilotierung des neuartigen Verfahrens eine große Chance für die Zukunft des Kabeltiefbaus:

"Wir freuen uns, Innovationen im Bereich der Kabelverlegung voranzutreiben, um somit effektiv den Roll-out von moderner Stellwerkstechnik nachhaltig zu beschleunigen.“
Und auch der Gesamtprojektleiter des Projekts Korridor Rhine-Alpine, Ulrich Kohlenberger, blickt der Pilotierung und ihrem Potenzial für den Kabeltiefbau zuversichtlich entgegen:

"Dieses Pilotprojekt hat das Potenzial, den Kabeltiefbau bei der DB zu beschleunigen und somit die kostbare Bauzeit unserer künftigen Stellwerksprojekte drastisch zu optimieren.“
Das gesamte Projektteam um Teilprojektleiter Markus Henrich arbeitet nun unter Federführung des beauftragten Unternehmens Niedax GmbH & Co. KG an den nächsten Meilensteinen – mit dem Ziel, im nächsten Jahr die Realisierung, Erprobung und Produktzulassungen abzuschließen.