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Luftaufnahme von Basel (Copyright: DB InfraGO AG/Digitale Schiene Deutschland)
15.12.2025

Für eine starke europäische Eisenbahn: Inbetriebnahme von rund 60 Kilometern ETCS auf den Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz

Die DB InfraGO AG hat im Rahmen der Digitalen Schiene Deutschland (DSD) zum Fahrplanwechsel 2025/26 das European Train Control System (ETCS) auf den rund 60 Kilometer umfassenden Grenzbetriebsstrecken zwischen Deutschland und der Schweiz in Betrieb genommen – und damit die ersten Grenzübergänge zwischen Deutschland und einem Nachbarland großflächig mit diesem Zugbeeinflussungssystem ausgerüstet. Ab sofort können Züge mit der Technik zwischen Basel und dem Bodensee ohne Wechsel des Zugbeeinflussungssystems ins Nachbarland fahren. Auf diese Weise wird der grenzüberschreitende europäische Bahnverkehr gestärkt. Mit dieser Modernisierung setzt die DB InfraGO AG Vorgaben der EU um: Das transeuropäische Bahnsystem soll effizienter und interoperabler werden – mit ETCS als verbindlichem Standard. 

Die Bahnnetze Deutschlands und der Schweiz sind an ihrer Staatsgrenze zwischen Basel und dem Bodensee eng miteinander verbunden. Entlang dieser Grenze betreibt die DB InfraGO AG die Hochrheinbahn. Sie startet bereits in Mannheim als Rheintalbahn und verläuft in Richtung Süden über Karlsruhe bis nach Basel. Von dort verläuft die Strecke dann als Hochrheinbahn in Richtung Osten über Schaffhausen bis nach Konstanz am Bodensee. Zwischen Basel und Konstanz liegen einige Teile der Strecke auf Schweizer Gebiet – die sogenannten Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz. Diese bestehen konkret aus mehreren Grenzübergängen und umfassen: 

  • Knoten Basel (13 km)
  • Strecke zwischen Erzingen (Baden) – Singen (Hohentwiel) (42 km)
  • Gleisanlagen in Konstanz Richtung Schweiz (0,4 km) 

Zusammen mit den betrieblich notwendigen Anschlussbereichen wurden nun in Summe rund 60 Kilometer mit ETCS Level 1 Limited Supervision (ETCS L1 LS) ausgerüstet. Die Ausrüstung erfolgte im Rahmen des Projekts „Korridor Rhine-Alpine“, das den deutschen Anteil des europäischen TEN-T-Korridors „North Sea – Rhine – Mediterranean“ (NSRM) konsequent mit ETCS ausstatten soll. Der NSRM-Korridor verbindet zentrale Seehäfen und bedeutende Wirtschaftszentren in Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Deutschland, der Schweiz und Italien. Er zählt damit zu den wichtigsten Nord-Süd-Achsen Europas, insbesondere für den Güterverkehr. 

Dem Knoten Basel kommt dabei eine besondere Rolle zu: Er ist nicht nur die bedeutendste Schnittstelle zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Bahnnetz, sondern bildet auch das zentrale Drehkreuz im NSRM-Korridor – mit einem der höchsten Passagier- und Frachtaufkommen an einer europäischen Grenze.

Die Bedeutung dieser Verbindungen ist hoch – sowohl regional als auch international: Durch die abgeschlossene ETCS-Ausrüstung stärken die DB InfraGO AG und ihr Partner, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des internationalen Bahnverkehrs. Damit ist der Weg frei für einen reibungslosen und modernen grenzüberschreitenden Personen- und Gütertransport auf einer der wichtigsten Bahnverbindungen Europas.

Klaus Müller, Vorstand „Digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnik“ der DB InfraGO AG

„Mit der Einführung von ETCS auf den Grenzbetriebsstrecken zwischen Deutschland und der Schweiz schaffen wir eine zukunftsfähige und interoperable Bahninfrastruktur im Herzen von Europa. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag für eine leistungsfähige und zuverlässige europäische Eisenbahn.“

Klaus Müller
Vorstand „Digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnik“ der DB InfraGO AG

Die Ausrüstung mit ETCS L1 LS erfolgte zusätzlich zu den nationalen Zugbeeinflussungssystemen beider Länder. In Deutschland bleibt die Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) aktiv, in der Schweiz die Systeme EuroSIGNUM-P44 und EuroZUB-P44. Diese Doppelausrüstung ermöglicht die Befahrbarkeit über die Landesgrenze hinweg mit unterschiedlichen Fahrzeugausrüstungen. 

Die Schweiz profitiert besonders von der ETCS-Ausrüstung, da dort bereits das gesamte Netz mit ETCS ausgerüstet ist und der Anteil von ETCS-only Fahrzeugen kontinuierlich steigt. Die ETCS-Ausrüstung auf den von der DB InfraGO AG betriebenen Grenzstrecken ermöglicht es der Schweiz, diesen Anteil weiter zu erhöhen.

Weitere Bautätigkeiten und Besonderheiten der Strecken

Parallel zur ETCS-Ausrüstung werden die Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz infrastrukturell weiter ausgebaut, um dem wachsenden Bedarf im Personen- und Güterverkehr gerecht zu werden. Im südlichen Bereich des Basel Badischen Rangierbahnhofs sind bereits neue Gleise für z. B. das Abstellen, Rangieren und Bereitstellen von Zügen errichtet worden (Gleisgruppe F). Sie sorgen für einen schnelleren und effizienteren Güterzug-Transit. Zugleich entstehen im Knoten Basel bis 2027 neue Verkehrsanlagen zwischen Weil am Rhein und Haltingen. Durch die Errichtung eines neuen Gleises wird eine klare Trennung von Personen- und Güterverkehr ermöglicht. Diese Maßnahmen schaffen einen flüssigeren Betrieb und erhöhen die Kapazität. Sie tragen zu mehr Pünktlichkeit bei und unterstützen stabile, internationale Lieferketten.

Der Ausbau bringt für die Fahrgäste spürbare Verbesserungen: In der deutsch-schweizerischen Grenzregion wird in den kommenden Jahren eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen erwartet. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 sollen die Regionalzüge auf diesen Verbindungen im Halbstundentakt fahren. Grundlage dafür sind die vollständige Elektrifizierung der Strecke, zusätzliche Überholmöglichkeiten für Züge sowie moderne, schnellere Regionalfahrzeuge. 

Wegweisendes Projekt mit Signalwirkung

Die Inbetriebnahme ist das Ergebnis eines wegweisenden Projekts der DB InfraGO AG zur fortschreitenden Digitalisierung der Bahn-Infrastruktur. Die hier gesammelten Erfahrungen sind für die weitere deutschlandweite ETCS-Ausrüstung sehr wertvoll. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Bundesamt für Verkehr (BAV), den Schweizerischen Bundesbahnen und der DB InfraGO AG konnten sowohl technische als auch regional bedingte Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden. Das Ergebnis ist eine moderne und leistungsfähige Bahninfrastruktur, die neue Maßstäbe für den grenzüberschreitenden Schienenverkehr setzt und den europäischen Bahnverkehr weiter voranbringt. Die Inbetriebnahme der ETCS-Ausrüstung markiert einen echten Meilenstein auf dem Weg zu einer starken und zukunftsfähigen europäischen Eisenbahn. 

Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten

Die Inbetriebnahme ist ein gemeinsamer Erfolg vieler Projektbeteiligten. Markus Ortmann, Leiter LST Realisierung, und Ulrich Kohlenberger, Leiter Technik Großprojekt Korridor Rhine-Alpine, aus dem Ressort „Digitale Infrastruktur und Kommunikationstechnik“ der DB InfraGO AG danken allen, die daran mitgewirkt haben:

 „Die Inbetriebnahme von ETCS an den Grenzübergängen zwischen Deutschland und der Schweiz haben eine Strahlkraft nach ganz Europa. Beim Knoten Basel handelt es sich um einen zentralen Knoten mit einem der höchsten Passagier- und Frachtaufkommen an einer europäischen Grenze. Durch ETCS und weiteren Investitionen in die Infrastruktur ist dieser noch leistungsfähiger und zuverlässiger. Unser Dank gilt unseren Projektleitern Götz von Hoven und Gökhan Ipek von den Großprojekten Südwest, sowie unserem Technikleiter Dr. Reiner Behnsch, unserem Systempartner Hitachi Rail und allen Projektbeteiligten für die hervorragende Zusammenarbeit. Diese Inbetriebnahme zeigt, was wir gemeinsam im Team erreichen können, wenn wir eng und partnerschaftlich zusammenarbeiten.“

Hintergrundinfos: Historische Entwicklung und rechtlicher Hintergrund

Die Eisenbahnverbindungen zwischen Deutschland und der Schweiz haben eine lange Tradition. Diese beginnt im Jahr 1840, als das damalige Großherzogtum Baden gemeinsam mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft eine grenzüberschreitende Verbindung plante. Ziel war es, die Gebirgskette nördlich von Basel und Schaffhausen zu umgehen und eine direkte Bahnverbindung zwischen beiden Ländern zu schaffen.

Dieses gemeinsame Vorhaben wurde 1852 im Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und der Schweizerischen Eidgenossenschaft rechtlich geregelt. Seitdem ist – heute als Rechtsnachfolger – die Bundesrepublik Deutschland (Bundeseisenbahnvermögen) verpflichtet, die Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz auf eigene Kosten zu bauen, zu erhalten und den Betrieb sicherzustellen. Diese Aufgaben werden heute über einen Betriebsabwicklungsvertrag von der DB InfraGO AG erfüllt.

Video zu den Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz

Gewinnen Sie einen umfassenden Einblick in die ETCS-Ausrüstung der Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz im nachfolgenden Video. 

Video zu den Grenzbetriebsstrecken Deutschland – Schweiz und zu der Inbetriebnahme von ETCS (Copyright: DB InfraGO AG/Digitale Schiene Deutschland)

Video Transkript

Die Bahnnetze Deutschlands - Schweiz sind an ihren Staatsgrenzen zwischen Basel und dem Bodensee eng miteinander verbunden. 
Die Bedeutung dieser Verbindungen ist hoch – sowohl regional als auch international. 
Die Grenzbetriebsstecken zur Schweiz umfassen den Knoten Basel, die Strecke zwischen Erzingen (Baden) – Singen sowie Teile des Bahnhofs Konstanz. 
Nun hat die DB InfraGO auf den rund 60 Kilometer langen Grenzbetriebsstrecken erstmals grenzüberschreitend das europäische Zugbeeinflussungssystem European Train Control System – kurz ETCS – in Betrieb genommen. 
Es sind die ersten großflächig mit ETCS ausgerüsteten Grenzübergänge zwischen Deutschland und einen Nachbarland.
Ein großer Fortschritt!
Ab Dezember 2025 können Züge mit der der interoperablen Technik ohne Wechsel des Zugbeeinflussungssystems ins Nachbarland fahren. 
Mit dieser Modernisierung setzt die DB InfraGO auch Vorgaben der EU um: Denn das Verkehrsnetz soll effizienter und interoperabler werden – mit ETCS als verbindlichem Standard.

Der Knoten Basel ist dabei nicht nur die bedeutendste Schnittstelle zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Bahnnetz, sondern gleichzeitig ein zentraler Punkt im europäischen Verkehrskorridor North Sea – Rhine – Mediterranean - mit einem der höchsten Passagier- und Frachtaufkommen an einer europäischen Grenze.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, investieren die DB InfraGO und die Schweizerischen Bundesbahnen kontinuierlich in eine leistungsfähige Infrastruktur mit ETCS sowie in neue Verkehrsanlagen. 
So entstehen zwischen Weil am Rhein und Haltingen bis 2027 neue Gleise, die eine bessere Trennung von Personen- und Güterverkehr ermöglichen. Im südlichen Bereich des Rangierbahnhofs Basel Badischer Bahnhof ist eine neue Gleisgruppe für den schnellen Transit von Güterzügen bereits fertiggestellt.  
Diese Maßnahmen schaffen einen flüssigeren Betrieb und eine höhere Leistungsfähigkeit – dies sorgt für eine bessere Pünktlichkeit, stabilere internationale Lieferketten und mehr Kapazität.


Die Strecke zwischen Erzingen (Baden) und Singen (Hohentwiel ) ist ein wichtiger Abschnitt der Hochrheinbahn z

 

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