ETCS-Vorbereitung auf Kurs: Erfolgreiche Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik zwischen Halle/Leipzig und Berlin
Die Digitale Schiene Deutschland digitalisiert eine der am meisten genutzten Bahnstrecken Deutschlands: Halle/Leipzig - Berlin (VDE 8.3). Nun wurde ein weiterer Meilenstein im Projekt erreicht: Zwischen dem 3. und 9. Mai wurden zwischen Wittenberg und Berlin umfangreiche Baumaßnahmen an der Leit- und Sicherungstechnik durchgeführt.
Die Ausbaustrecke zwischen Leipzig/Halle und Berlin umfasst 185 Streckenkilometer und wird mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgerüstet. Zukünftig ermöglichen wir so mehr Kapazität, mehr Zuverlässigkeit und Interoperabilität im grenzüberschreitenden Zugverkehr. Voraussetzung zur ETCS-Ausrüstung ist die technische Anpassung der Stellwerkstechnik. In diesem Rahmen fanden nun verschiedene Baumaßnahmen, wie das Versetzen oder Neuerrichten von Signalen, dem Einbau elektrischer Weichenantriebe oder der Durchführung von Softwarewechsel, statt.
Ein Großteil der Maßnahmen erfolgte in den Stellbereichen der ESTW Jüterbog, Luckenwalde und Trebbin. Für die zukünftige ETCS-Ausrüstung mussten die Stellwerke an die aktuelle DB-Planungsrichtlinie 819 angepasst werden. Hieraus resultierte ebenfalls eine umfangreiche Anpassung der Kennzeichnungen von Signalen, Achszählern, Gleisen und Weichen, um eine einheitliche Identifizierung in den sicherungstechnischen Planunterlagen, für den Fahrdienstleiter und auf der Strecke zu gewährleisten.
Grade bei den Signalen wurden einige essenzielle Anpassungen vorgenommen. So wurden die Masten für die ETCS-Blockkennzeichen gegründet. Diese stehen zukünftig in einem geringeren Abstand zueinander, so dass eine geringe Blockdichte generiert werden kann. Diese ermöglicht mehr Züge auf den bestehenden Gleisen und dadurch mehr Kapazität. Des Weiteren wurden im Umbaubereich neue Hauptsignale sowie Rangiersignale, errichtet.
Im Zuge der umfangreichen Baumaßnahmen wurden bestehende, sogenannte Nahbedienbereiche ertüchtigt und ortsbediente Handweichen zu ferngesteuerten Weichen mit elektrischen Weichenantrieb umgebaut. Das Ganze erfolgt an modernen standardisierten Arbeitsplätzen: Das Leit- und Bediensystem (LBS) bündelt alle operativ notwendigen Anwendungen in einer vereinheitlichten Bedienung und an einem standardisierten Arbeitsplatz. Im Rahmen der jetzigen Bauarbeiten wurde das LBS in der Stellwerk-Unterzentrale Jüterbog modernisiert.
Wo Hardware angepasst wird, ist auch die Software anzupassen. Beides funktioniert nur Hand in Hand: Insofern wurden die beschriebenen Anpassungen an den Außenanlagen der Stellwerke auch in der Software der Betriebszentrale Berlin sowie der Unterzentrale (UZ) Jüterbog integriert. Die Bezeichnungsanpassungen der bestehenden Signale sowie die Gründung der neuen Signale bedingen ebenfalls Anpassungen an der Zugnummernmeldeanlage, der Zuglenkung sowie der dem weiteren bisherigen Zugbeeinflussungssystem LZB (Linienförmige Zugbeeinflussung). Die LZB ist für Abschnitte erforderlich, in denen Zugfahrten mit Geschwindigkeiten über 160 km/h möglich sind.
Weiterhin wurden kleinere Anpassungsmaßnahmen an den ESTW Niedergörsdorf, Ludwigsfelde und Treuenbrietzen sowie Softwarewechsel in der ESTW-Unterzentrale Wittenberg und der Betriebszentrale Leipzig durchgeführt. Diese Anpassungen waren notwendig, da die Kopplung der Achszählanlagen (AzA-AzA-Schnittstelle) zwischen der ESTW-UZ Wittenberg und der ESTW-UZ Jüterbog aufgelöst wurde, Achszähler im Bereich von Niedergörsdorf versetzt wurden und es Bezeichnungsanpassungen im Schnittstellenbereich zwischen Niedergörsdorf und Jüterbog gab.
Die beschriebenen Maßnahmen erforderten aufgrund der umfangreichen Arbeiten eine mehrtägige Totalsperrung der Strecke zwischen Berlin und Wittenberg. Am 9. Mai um 23 Uhr konnten die Arbeiten dann erfolgreich beendet werden und das Projekt damit diesen wichtigen Meilenstein abschließen.
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