
Bauarbeiten seit März in vollem Gange: Deutsche Bahn modernisiert Stellwerkstechnik im Rheinland
Auf der rund 40 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Ratingen, Düsseldorf, Hilden und Immigrath wird die veraltete Stellwerkstechnik grundlegend modernisiert. Gemeinsam investieren die EU, der Bund und die Deutsche Bahn über 200 Millionen Euro in dieses Vorhaben – mit dem klaren Ziel, den Bahnverkehr im Rheinland zuverlässiger, pünktlicher und zukunftssicher zu machen.
Im Rahmen der Modernisierung werden insgesamt elf alte Stellwerke mit mechanischer oder relaisbasierter Technik durch moderne, digitale Stellwerkstechnik ersetzt. Dafür wird in Düsseldorf-Rath ein neues zentrales Stellwerk errichtet, von dem aus künftig der gesamte Zugverkehr auf dem rund 40 Kilometer langen Streckenabschnitt gesteuert wird. Die bisherigen Hebelbänke und veralteten Schaltflächen weichen modernen Arbeitsplätzen, an denen Zugverkehrssteuer:innen den Zugverkehr per Monitor, Tastatur und Maus steuern. Ergänzend entstehen entlang der Strecke drei Technikmodule in Düsseldorf-Eller, Hilden und Immigrath. Diese sind direkt mit dem zentralen Stellwerk verbunden und fungieren als dessen technische Verlängerung. Die neue Technik ermöglicht nicht nur eine moderne Steuerung und Arbeitsweise, sondern ist auch deutlich weniger störanfällig. Das führt zu mehr Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Effizienz auf der stark frequentierten Strecke.

Die Hauptarbeiten laufen seit März. Neben dem neuen Stellwerk und seinen drei Technikmodulen sind zahlreiche weitere Baumaßnahmen erforderlich, insbesondere die Errichtung bzw. Verlegung von:
- 470 neuen Signalen und 11 neuen Signalauslegern,
- 560 Kilometer Kabel und 55 Kilometer Kabelkanäle,
- 4 neuer Weichenverbindungen jeweils in den Bahnhöfen Ratingen West, Düsseldorf-Eller Mitte, Düsseldorf-Eller & Hilden,
- 4 neuen Weichenheizanlagen sowie
- 2 neuen Gleisfeldbeleuchtungen.
Die neuen Weichenverbindungen ermöglichen neben dem Einrichten eines Gleiswechselbetriebs auch eine deutliche Verbesserung und Flexibilität der Fahrwegmöglichkeiten. Das bedeutet, dass Züge bei Bedarf auf andere Strecken umgeleitet werden können – etwa bei Störungen auf der vielbefahrenen Strecke zwischen Düsseldorf und Köln. Die modernisierte Strecke übernimmt dann die Funktion einer leistungsfähigen Ausweichroute.
Trotz des riesigen Bauumfangs sollen über 50 Prozent der Arbeiten bereits innerhalb von sechs Monaten umgesetzt werden. Dafür sind bis Dezember 2025 mehrere Sperrpausen auf der Strecke geplant. So können viele Maßnahmen gebündelt und parallel durchgeführt werden, was eine deutliche Zeitersparnis für das Projektteam und die Fahrgäste bedeutet. Informationen zu den Streckensperrungen und den Einschränkungen im Personenverkehr finden Sie unter zuginfo.nrw.
Zudem nutzt die DB die Bauphase, um weitere gezielte Verbesserungen entlang der Strecken durchzuführen:
- In Hilden wird das Bahnsteigdach fertiggestellt und die Ausstattung erneuert.
- In Düsseldorf-Eller Mitte erfolgt eine Bahnsteigverlängerung.
- In Oberbilk starten die Vorbereitungen für einen barrierefreien Ausbau.
- Acht zusätzliche Oberleitungsmasten erhöhen die technische Belastbarkeit der Strecke.
Die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange. Heute, am 11. Juni 2025, bot sich Vertreter:innen der regionalen Presse die Gelegenheit, den Fortschritt im Rahmen einer Baustellenbegehung am Bahnhof in Hilden aus erster Hand zu erleben. Vor Ort informierten die Projektverantwortlichen Christian Walge und Ulrich Konopka über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte der Baumaßnahmen.

„Uns ist es wichtig, Transparenz zu schaffen und zu zeigen, wie wir mit den Maßnahmen die Infrastruktur langfristig wieder zuverlässiger machen“, betonte Christian Walge, Projektmanager, DB InfraGO AG, während der Begehung.
Im Fokus des Projektes steht jedoch nicht nur die Reduzierung von Störungen auf der Strecke. Die Modernisierungsmaßnahmen im Rheinland schaffen gleichzeitig die Voraussetzung für die Ausrüstung der Strecke mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem „European Train Control System“ (ETCS). Der betroffene Abschnitt zwischen Ratingen, Düsseldorf, Hilden und Immigrath liegt nämlich auf dem Korridor Rhine-Alpine – einer der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen Europas, die zentrale Seehäfen und Wirtschaftsräume in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, der Schweiz und Italien miteinander verknüpft.
Deutschland ist verpflichtet, seinen rund 1.400 Kilometer langen Anteil des Korridors bis 2040 vollständig mit ETCS auszurüsten. Die Erneuerung der Stellwerkstechnik im Rheinland stellt in diesem Zusammenhang einen wichtigen technischen Lückenschluss dar, denn der Korridor Rhine-Alpine ist bereits zu großen Teilen mit der modernen Stellwerkstechnik ausgestattet, die die Voraussetzung für ETCS bildet.
ETCS ersetzt schließlich schrittweise die unterschiedlichen nationalen Zugbeeinflussungssysteme in der EU und ermöglicht so einen durchgehenden grenzüberschreitenden Zugverkehr ohne Systemwechsel. Das erhöht die Zuverlässigkeit und Interoperabilität auf dem europäischen Schienennetz nachhaltig.