
Wichtige Inbetriebnahme auf dem Korridor Rhine-Alpine: Erste Radio Block Center vom Hersteller Hitachi Rail in Deutschland
Premiere für die DB InfraGO AG und Hitachi Rail: In der Nacht vom 9. auf den 10. August wurden drei Radio Block Center (RBC) auf der Rheintalbahn in Freiburg, Buggingen und Basel in Betrieb genommen, wodurch nun ETCS Level 2 (L2) auf der rund 100 Kilometer langen Strecke zwischen Gundelfingen und Haltingen vollständig implementiert ist. Diese erstmalige Anwendung eines ETCS-Produkts von Hitachi Rail in Deutschland markiert einen entscheidenden Fortschritt. Die Inbetriebnahme der drei RBC ist nicht nur ein beeindruckender Meilenstein, sondern auch die Grundlage für weitere ETCS-Projekte in Stuttgart, am rechten Rhein und auf anderen Strecken, als Teil des umfassenden ETCS-Rollouts in Deutschland.
Auf der rund 100 Kilometer langen Strecke des Korridors Rhine-Alpine zwischen Gundelfingen (nördlich von Freiburg) und Haltingen (Landesgrenze Schweiz bei Basel) steuern die drei neuen RBC in Freiburg, Buggingen und Basel im Zusammenspiel mit knapp 3.400 Balisen im Gleisbereich den ETCS-Betrieb mit Level 2. RBC sind ETCS-Zentralen und dienen als Informationsschnittstelle zwischen Stellwerk und Zug. D. h. jedes Stellwerk in diesem Bereich ist einem der drei RBC zugeordnet. Die RBC wiederum stehen über Funk mit den Zügen in Kontakt.
Die erstmalige Produktzulassung des RBC durch Hitachi Rail in Deutschland stellt einen bedeutenden Wendepunkt dar, da sie die Grundlage für weitere ETCS-Projekte bildet. Zudem kommt mit der Inbetriebnahme der drei RBC ETCS L2 in Deutschland erstmals parallel zu den bestehenden Zugbeeinflussungssystemen Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) und Linienförmige Zugbeeinflussung (LZB) zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass alle Züge weiterhin auf der Strecke fahren können – also auch diejenigen, die noch nicht mit ETCS ausgerüstet sind. Hierzu mussten auf Basis der generischen Vorgaben der DB InfraGO AG Hard- und Software für den ETCS-Betrieb sowie für die Interaktion mit den Bestandssystemen entwickelt und zugelassen werden. In den drei RBC-Bereichen stehen nun die Systemfunktionen der ETCS System Version 2.0 zur Verfügung.
Die erfolgreiche Inbetriebnahme der drei RBC bildet das Ergebnis einer mehrjährigen, sorgfältigen Vorbereitung. In dieser Zeit wurden zahlreiche Planungs-, Entwicklungs- und Umsetzungsschritte sach- und zeitgerecht realisiert. Dabei wurden mehrere wichtige Meilensteine erreicht: Um die ETCS-Fähigkeit sicherzustellen, wurden die Stellwerke entweder angepasst oder erneuert, u. a. in Müllheim, Buggingen, Bad Krozingen, Leutersberg und Denzlingen. Wesentlich für den Fortschritt war auch der sichere Nachweis der Kompatibilität des RBC-Produkts mit den geltenden Anforderungen sowie die Anpassung der Systementwicklung für ETCS. Die Zulassungsbewertung und Freigabe der Produkte von Hitachi Rail stellten weitere entscheidende Schritte dar. Dazu kam die Herstellung der ETCS-Fähigkeit im Leit- und Bediensystem der Betriebszentrale in Karlsruhe. Zusammen mit der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA), der benannten Stelle (TÜV Rheinland) und dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) sind alle erforderlichen Schritte bis zur Freigabe durchgeführt worden.
Unmittelbar vor der Inbetriebnahme wurde die neu errichtete Technik umfassend geprüft. Ein Expert:innenteam bestehend aus Abnahmeprüfer:innen, Fachabteilungen und dem Projektteam der DB InfraGO AG und Hitachi Rail hat dazu umfangreiche Sicherheitserprobungs- und Abnahmefahrten auf dem Streckenabschnitt durchgeführt, um den sicheren Bahnbetrieb nachzuweisen. Weiterhin wurden mit acht weiteren Baureihen von Zügen Kompatibilitätsfahrten durchgeführt, um die Kompatibilität der ETCS-Ausrüstung zwischen Zug und Strecke sicherzustellen.
In den kommenden Monaten wird das ETCS nun weiter erprobt, die Vollinbetriebnahme erfolgt dann in Abhängigkeit des Ausbaus der Rheintalbahn nördlich des Katzenbergtunnels.

„Aufgrund der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen DB InfraGO AG und Hitachi Rail konnte die Inbetriebnahme der drei Hitachi-RBC erstmalig in Deutschland erreicht werden. Dank überdurchschnittlichem Engagement und der Fokussierung auf die gemeinsamen Ziele ist es gelungen, alle Herausforderungen zu bewältigen. Dafür möchten Dr. Reiner Behnsch (Leiter ETCS und ATO GoA2) und ich uns bei allen Beteiligten bedanken“, so Ulrich Kohlenberger, Leiter vom Projekt Korridor Rhine-Alpine.
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