
Projekt Leipzig/Halle – Berlin (VDE 8.3) erreicht nächsten Meilenstein auf dem Weg zur ETCS-Ausrüstung
Die 185 Kilometer lange Strecke Leipzig/Halle – Berlin wird mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem European Train Control System (ETCS) ausgerüstet. Ein weiterer wichtiger Meilenstein dafür wurde nun erreicht: Vom 22. bis 26. Mai 2025 wurden die letzten Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik auf dem rund 30 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Halle (Saale) und Bitterfeld durchgeführt. Im Rahmen der Anfang des Jahres gestarteten Bauarbeiten wurde die Stellwerkstechnik an die Voraussetzungen von ETCS angepasst. Mit Erfolg: Die neue Technik konnte planmäßig am Morgen des 26. Mai in Betrieb genommen werden. Damit ist die Grundlage für die bevorstehende ETCS-Ausrüstung des Streckenabschnitts Halle (Saale) – Bitterfeld und deren geplante Inbetriebnahme Ende 2026 geschaffen. Parallel dazu haben die Arbeiten begonnen, um die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem Streckenabschnitt von aktuell 160 km/h auf künftig 200 km/h anzuheben. Das Projekt leistet damit einen Beitrag in der Umsetzung des Deutschland-Takts.
Hinter der Inbetriebnahme stecken zwei Jahre intensiver Projektarbeit: Bereits seit 2023 widmete sich das Projektteam den Stellbereichen rund um Roitzsch, Landsberg und Halle. Dabei wurden vielfältige Arbeiten durchgeführt, wie zum Beispiel:
- der Austausch von Achszählanlagen zur Erfüllung der gesetzlichen EU-Anforderungen sowie zur Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit,
- die Versetzung bestehender bzw. die Errichtung neuer Signale und Signalausleger,
- der Kabeltiefbau und die Kabelverlegung,
- der Einbau von elektrischen Weichenantrieben und
- der Austausch der Stromversorgung für die Leit- und Sicherungstechnik.
Mit den baulichen Maßnahmen waren auch Softwarewechsel in der Betriebszentrale (BZ) Leipzig sowie von drei damit zusammenhängenden Stellwerks-Unterzentralen in Delitzsch, Bitterfeld und Dessau verbunden. Die neuen Außenanlagen (Achszählanlagen, Signale und Weichenantriebe) werden in die Schaltschränke der Stellwerke verkabelt, anschließend wird die angepasste Software aufgespielt. Das ist erforderlich, um eine Bedienung der neuen Anlagen durch Zugverkehrssteuer:innen in der BZ Leipzig zu ermöglichen.
Für die Inbetriebnahme war eine knapp fünftägige Totalsperrung des Streckenabschnitts Halle (Saale) – Bitterfeld notwendig. Nachdem alle Anlagen an die Stellwerke angeschlossen wurden, erfolgte eine vollständige Funktionsprüfung sowie die finale Abnahme der Technik. Am 26. Mai um 04.00 Uhr morgens konnten die Arbeiten termingerecht und erfolgreich beendet werden sowie der Zugbetrieb planmäßig wieder aufgenommen werden.
Im Ziel wird ETCS das bisher eingesetzte deutsche Zugbeeinflussungssystem „Linienförmige Zugbeeinflussung“ (LZB) auf der Strecke Leipzig/Halle – Berlin ersetzen. Die Planungen dafür haben begonnen. Der nächste Schritt ist die Umsetzung auf dem Abschnitt Halle (Saale) – Bitterfeld im Jahr 2026, für die noch Zulassungen der einzusetzenden Technik erforderlich sind. Hier soll das Projekt von Vorarbeiten aus anderen Projekten in Deutschland profitieren. Anschließend werden die weiteren Streckenabschnitte sukzessive für ETCS vorbereitet.
Mehr zum Projekt Leipzig/Halle – Berlin (VDE 8.3)
Die Strecke Leipzig/Halle – Berlin gehört zum Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE 8) und bildet den Projektabschnitt VDE 8.3. Die VDE 8 sieht den Neubau und Ausbau der Bahnverbindung Nürnberg – Erfurt – Leipzig/Halle – Berlin vor.
Gleichzeitig bildet die Strecke Leipzig/Halle – Berlin einen wesentlichen Abschnitt der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin – München. Diese ermöglicht den Reisenden eine komfortable Reise zwischen beiden Destinationen in unter 4 Stunden.
Darüber hinaus gehört sie zum Transeuropäischen Verkehrsnetz auf der Nord-Süd-Achse von Skandinavien bis zum Mittelmeer in Italien. Damit ist Leipzig/Halle – Berlin (VDE 8.3) also von großer Bedeutung für den Eisenbahnverkehr in Deutschland und in Europa.
Durch die ETCS-Ausrüstung der gesamten Strecke Leipzig/Halle – Berlin ermöglicht das Projekt zukünftig einen nahtlosen, grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr in Europa. Denn ETCS ist ein standardisiertes Zugbeeinflussungssystem, dass für alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtend zu verwenden ist und die nationalen Zugbeeinflussungssysteme sukzessive ablösen soll. Durch ETCS können Züge problemlos von einem Land ins andere fahren, ohne dass ein Systemwechsel erfolgen muss. Dies ermöglicht zukünftig mehr Zuverlässigkeit und Interoperabilität im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr.