
Der „Autopilot für Stellwerke“ reduziert manuelle Schnittstellen in Planung und Disposition
Durch die Automatisierung der Schnittstelle zwischen Dispositionssystem und Stellwerk werden zentrale Prozesse, wie die Erstellung und Anpassung von Lenkplänen, neu gedacht. Heute müssen viele Schritte in diesem Prozess manuell durch den Fahrdienstleiter erfolgen. Zukünftig soll der Autopilot für Stellwerke dabei für spürbare Entlastung sorgen. Im Rahmen eines Vorprojektes konnte der Nutzen einer solchen Lösung gezeigt werden. Einen Überblick zu diesem Thema bietet ein aktueller Fachbeitrag in der Juliausgabe des Magazins „Der Eisenbahningenieur“.
Fahrdienstleiter stellen im Stellwerk Fahrstraßen gemäß den Vorgaben aus Fahrplänen und Dispositionsmaßnahmen ein. In elektronischen und digitalen Stellwerken werden diese Informationen in Form von Lenkplänen durch den Fahrdienstleiter eingegeben. Die Lenkpläne werden von der Zuglenkung automatisiert verarbeitet. Bei der Eingabe prüfen die Fahrdienstleiter auch, ob ein Zug die geplante Infrastruktur befahren darf. Dieser Prozess erfolgt derzeit überwiegend manuell. Durch die Automatisierung der Schnittstelle zwischen Dispositionssystem und Stellwerk können manuelle Tätigkeiten und Medienbrüche an einem zentralen Punkt des Bahnbetriebs deutlich reduziert werden. Dadurch könnten auch betriebliche Abläufe optimiert und deutliche Effizienzsteigerungen erzielt werden.
Der Autopilot für Stellwerke – das Konzept
Kern des Projekts „Autopilot für Stellwerke“ (AfS) der DB InfraGO im Rahmen der Sektorinitiative Digitale Schiene Deutschland (DSD) bildet der Lenkplangenerator und -validierer. Dabei werden Dispositionsfahrpläne automatisch in gültige, umsetzbare Lenkpläne überführt und deren Plausibilität geprüft. Die nötigen Informationen stammen aus dem Dispositionssystem LeiDis-D bzw. zukünftig aus dem in Entwicklung befindlichen Capacity & Traffic Management System (CTMS). Ergänzend werden Infrastruktur- und Stammdaten aus dem Digitalen Register (DR) der DB InfraGO bezogen. Aus dieser Datenbasis wird automatisch ein gültiger Lenkplan generiert – ohne manuelle Eingriffe (siehe Abbildung).
Mehr Qualität, Effizienz und Zukunftsfähigkeit
Die Automatisierung reduziert nicht nur den manuellen Aufwand, sondern optimiert auch die betriebliche Effizienz. Aktuelle müssen der jährliche Fahrplanwechsel und die unterjährigen Fahrplanänderungen manuell in das Stellwerkssystem eingegeben und jeweils nachgetragen werden. Bei Dispositionsentscheidungen im täglichen Betrieb – wie Überholungen oder das Überspringen von Halten – müssen die Lenkpläne manuell angepasst oder direkt vom Stellwerk aus bedient werden. Mit dem AfS könnte ein Großteil der manuellen Eingaben und der zeitaufwändigen Abstimmungen zwischen Disponenten und Fahrdienstleitern entfallen. Personalressourcen ließen sich dadurch gezielter und effizienter einsetzen. Durch die schnellere Umsetzung o. g. Maßnahmen würde zusätzlich die Betriebsqualität verbessert.
Ein weiterer bedeutender Vorteil liegt in der Zukunftsfähigkeit des Systems. Mit dem geplanten Einsatz KI-basierter Verkehrsmanagementsysteme wie CTMS werden optimierte Dispositionsentscheidungen künftig in sehr kurzen Zyklen generiert. Eine manuelle Umsetzung dieser hochfrequenten Maßnahmen ist dann nicht mehr praktikabel – die Automatisierung der Schnittstelle zwischen Dispositionssystem und Stellwerk ist daher eine wichtige Voraussetzung, um die Potentiale der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Aktuell wird ein Pilotprojekt zur erstmaligen Implementierung des AfS geplant und aufgesetzt.
Weitere technische Details sowie eine umfassende Darstellung der Nutzeneffekte des „Autopiloten für Stellwerke“ findet ihr im Artikel der Juliausgabe des Fachmagazins Der Eisenbahningenieur.