Menü
01.10.2024

InnoTrans 2024: “The Future of Mobility” meets “The Future of Railway” - Alle Zeichen stehen auf Digitalisierung

Die InnoTrans 2024 liegt wenige Tage zurück und eines ist klar: Die Digitalisierung ist nicht nur bei der Digitalen Schiene Deutschland (DSD) im Fokus, sondern die gesamte Branche hat Themen, wie European Train Control System (ETCS) und Automatic Train Operation (ATO), ganz oben auf die Agenda geschrieben.  

InnoTrans 2024 Video
Ein Einblick in die Aktivitäten der Digitalen Schiene Deutschland auf der InnoTrans 2024

Vier erfolgreiche Messetage liegen hinter dem Team der DSD, die auch in diesem Jahr am DB-Konzernstand vertreten war. Die interaktive Messeanwendung lockte zahlreiche Interessierte an, um sich über das digitale Bahnsystem der Zukunft zu informieren. Die Stand-Crew führte intensive und spannende Gespräche über die Infrastruktur- sowie Pilot- und Entwicklungsprojekte der DSD mit Besucher:innen der Branche. Ein besonderer Anziehungspunkt am Stand war der Fahrsimulator, der Experimentierfreudige anlockte: Der Simulator gewährte einen Einblick in die zukünftige Funktionsweise von Zugfahrten mit dem europaweit einheitlichen Zugbeeinflussungssystem ETCS und der Technologie ATO. Es handelte sich dabei jedoch nicht nur um eine einfache Simulation, denn die Besucher:innen konnten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ihre Fähigkeiten als Triebfahrzeugführer:innen testen. Auf diese Weise konnten sie versuchen, den höchsten Score zu erzielen.  

 

Wie schon bei der letzten InnoTrans im Jahr 2022 hatte die Digitale Schiene Deutschland auch in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm zu bieten: Drei Mobility Talks und eine Podiumsdiskussion am DB-Stand waren nur der Anfang. Denn auch an verschiedenen Partnerständen zeigten die Kolleg:innen der Digitalen Schiene Deutschland ihr Know-how.  

 

Die Podiumsdiskussion mit Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Axel Schuppe, Geschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie Deutschland e.V., Jan Görnemann, Sprecher der Geschäftsführung des Bundesverbandes SchienenNahverkehr e.V. und Dr. Volker Hentschel, Vorstandsbeauftragter Digitale Schiene Deutschland bei DB InfraGO AG bot einen Einblick in die digitale Zukunft des Schienenpersonennahverkehrs. Die Speaker:innen sprachen über das automatisierte Fahren der U-Bahn Nürnberg. Sie ist die erste vollautomatische U-Bahn deutschlands. Aber auch die Digitale S-Bahn Hamburg ist ihrer Zeit in der Hinsicht voraus: Anfahren, Beschleunigen, Bremsen und Halten: All das erledigen die hochautomatisierten Züge auf einer S-Bahnlinie von selbst.  

Im ersten Mobility Talk diskutierten Dr. Kristian Weiland, Leiter Entwicklung Digitale Schiene Deutschland und CTO DB InfraGO AG, Dr. Guido Rumpel, Leiter Rail Infrastructure Deutschland bei Siemens Mobility, Dr. Reinhard Hametner, Head of Global Development Competence Centre „Transvital Platform“ bei Hitachi Rail GTS Deutschland GmbH und Marco Schuldt vom Referat IVA3 Digitalisierung, Industrie 4.0, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, wann der Bahnbetrieb in der Cloud Realität wird. Wie in anderen Mobilitätssektoren besteht auch im Bahnsystem ein Trend hin zu Cloud- und Edge-Technologien – u. a. für bessere Kosteneffizienz, Skalierbarkeit und Wartbarkeit. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass hierbei insbesondere für kritische bahnbetriebliche Funktionen der Fokus auf privaten, bahnbetriebenen Cloud-Infrastrukturen liegt und nicht auf öffentlichen Clouds. Die Speaker:innen des Talks waren sich einig, dass die Nutzung privater Clouds im Bahnbetrieb gar nicht weit in der Zukunft liegen. Ein im europäischen Bahnsektor standardisierter Ansatz, der bereits in Arbeit ist und in Projekten, wie Cloud4Rail, erprobt wird, sollte bereits in ein paar Jahren umsetzbar sein.   

Auch der zweite Mobility Talk befasste sich mit der Umsetzbarkeit der Digitalen Schiene Deutschland, mit Fokus auf die bereits stattfindenden Realisierungsprojekte. Dr. Volker Hentschel sprach mit Markus Fritz, Managing Director / Chief Operating Officer bei Hitachi Rail GTS Deutschland GmbH und Steffen Saremba, Leiter Entwicklung & Projekte, Prokurist & Mitglied der Geschäftsführung bei PINTSCH GmbH darüber, wie der Sektor das Streckennetz gemeinsam digitalisieren kann. Dabei war man sich einig, dass alte Stellwerkstechnologien und nationale Zugbeeinflussungssysteme zeitnah durch digitale und einheitliche Technologien ersetzen werden müssen. Die Entwicklung neuer, standardisierter Technologien ist dabei nur eine der Herausforderungen, betonten alle drei Speaker. Diese sei aber notwendig um weniger, einfachere und schnellere Wartungsarbeiten sowie einen effizienteren Betrieb zu realisieren. Um erfolgreich zu sein, benötigt die Branche zudem ausreichende finanzielle Mittel von Projektbeginn an, qualifiziertes Personal und genügend Baumaterial. Zudem müssen Prozesse effizienter werden, denn nur schlankere Abläufe garantieren eine zügigere Umsetzung von Projekten. Alle sind sich einig, dass die anstehenden Herausforderungen gemeinsam in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Politik, Industrie und Deutscher Bahn gelöst werden müssen und gelöst werden können. 

Der dritte Mobility Talk machte klar, dass die Digitale Schiene Deutschland Impulsgeber für den gesamten Sektor ist. Innovationen, wie ATO oder intelligente Verkehrsmanagementsysteme (TMS – Traffic Management System), waren vor wenigen Jahren noch Ideen auf dem Reißbrett. Inzwischen hat die Industrie derartige Produkte im Portfolio, die – überwiegend in anderen Ländern – bereits zum Einsatz kommen. Der Sprung von der Entwicklung in den operativen Einsatz ist in vielen Bereichen bereits möglich. Der deutsche Bahnsektor ist nun gefordert, digitale Technologien und effiziente Automatisierung beim Betrieb der Eisenbahn umzusetzen: Diesen Weg besprachen Dr. Kristian Weiland, Prof. Dr. Corinna Salander, Abteilungsleiterin Schienenverkehr im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Thomas Denis, Vizepräsident Mainline Signalling bei ALSTOM SA und Prof. Dr. Carlo Mannino,  Senior Scientist in der Abteilung für Mathematik und Kybernetik bei SINTEF DIGITAL.

Aber nicht nur am Stand der Deutschen Bahn wurden spannende Diskussionen geführt. Für viele Besucher:innen der Digitalen Schiene Deutschland führte ihr Weg auch zum Stand von Europe’s Rail (ERJU). Hier konnten Interessierte erfahren, wie die von der Europäischen Union ausgerufene sogenannte „Single European Railway Area“ (SERA) Realität wird. Genau hierfür steht „Europe´s Rail”: Im „System Pillar“ werden Architektur und Entwicklungsplanung erarbeitet, im „Innovation Pillar“ werden die zugehörigen Technikinnovationen und deren erste Anwendungen geplant. So berichtete unser Kollege Roman Treydel gemeinsam mit dem EUG-Beauftragten Renato Rodrigues und Udo Golebniak von Siemens Mobility in dem Vortrag "Command, Control, Signalling – What is the target?" über den Stand der Harmonisierung der Leit- und Sicherungstechnik. Unsere Kollegen Dr. Werner Ried, Sebastian Post, Jens Albrecht und Simon Söser stellten außerdem täglich das Digitale Regelwerk (Ril400) vor und erläuterten, wie der europäische Bahnbetrieb zielgerichtet vereinheitlicht werden kann. Denn die flächendeckende Einführung des von ETCS Level 2 macht es möglich, Kernprozesse neu zu denken und die betrieblichen Regelwerke der Mitgliedsstaaten zu harmonisieren.  

 

Die Diskussion am Gemeinschaftsstand Berlin-Brandenburg beschäftigte sich mit Projekten rund um das Thema automatisiertes Fahren in der Region Berlin und Brandenburg. Unser Kollege Dr. Danny Kreyenberg war zu Gast und stellte die Labor- und Feldtests vor, die die Digitale Schiene Deutschland auf dem Testgelände der Havelländische Eisenbahn AG in Berlin-Spandau durchführt. Im Fokus stand auch die Praxiserprobung eines innovativen Hinderniserkennungssystems, welches Siemens Mobility in eines der neuesten Fahrzeuge der Berliner S-Bahn eingebaut hat. Hier hat die Digitale Schiene Deutschland das Digitale Register, einer digitalen Karte der Infrastrukturdaten und die entsprechende offene Datenplattform mit eingebracht.  

 

Im gemeinsamen Vortrag von den Kollegen Maik Fox und Florian Reiniger mit duagon AG ging es um innovative Computing Platforms für das vollautomatisierte Fahren auf der Schiene. Zum Einsatz kommen diese im Kooperationsprojekt Automated Train. Gemeinsam mit neun Partnern entwickelt und erprobt das Projekt das vollautomatisierte Auf- und Abrüsten der Züge sowie fahrerloses Fahren bei vollautomatisierten Bereitstellungs- und Abstellungsfahrten mit dem Ziel flexiblere Einsätze der Züge im Netz möglich zu machen.

 

Auch politischer Besuch durfte am DSD Stand nicht fehlen: Stefan Heidemann (Referat IV A 3 Digitalisierung, Industrie 4.0), verantwortlich für das Förderprogramm „Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien“, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vertiefte mit dem Team der DSD Themen wie das (voll)automatisierte (GoA2 & GoA4) Fahren im Bahnsektor und die Rolle der Deutschen Bahn bei dessen Entwicklung.

 

Ein herzlicher Dank an alle, die diese Messe zu einem solchen Erfolg gemacht haben!