Digitalisierung in Süddeutschland: Erfolgreiche Inbetriebnahme der 1. Baustufe im Projekt Wörth-Germersheim-Speyer
Kabel statt Hebel: Am Morgen des 20. Juni wurden nach nur rund 1,5 Jahren neue moderne Stellwerke in Germersheim, Philippsburg und Rülzheim in Betrieb genommen. Sie ersetzen (elektro-)mechanische Stellwerke mit Hebeltechnik. Die Inbetriebnahme stellt den Abschluss der ersten Baustufe im Projekt Wörth-Germersheim-Speyer dar. Bis Jahresende folgen zwei weitere Baustufen, in denen auf den Strecken rund um Germersheim die Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik vollkommen erneuert wird.
Die Digitale Schiene Deutschland hält Einzug in Süddeutschland: Am Morgen des 20. Juni wurde in der rheinland-pfälzischen Stadt Germersheim das neue zentrale elektronische Stellwerk (ESTW-Z) in Betrieb genommen. Von hier aus steuern ab sofort die Fahrdienstleiter:innen die Züge für die Strecken rund um Germersheim digital per Mausklick anstelle klassisch über Hebel. So stellen sie beispielsweise die Weichen sowie Signale und erteilen den Zügen die Fahrerlaubnis für eine sichere Fahrt. Bestandteil der Inbetriebnahme waren darüber hinaus die zwei neuen Stellwerks-Module in Philippsburg und Rülzheim in Form eines ESTW-A. Diese sind ebenfalls an das Stellwerk in Germersheim angeschlossen und bilden die Schnittstellen zu den Signalen und Weichen in der Fläche.
„Der heutige Tag ist ein Riesenerfolg für unser Projekt und die Region. Innerhalb von nur 1,5 Jahren haben wir in der ersten Baustufe die Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik erneuert. In vergleichbaren Projekten werden wesentlich längere Zeiträume benötigt. Ermöglicht hat uns die Geschwindigkeit das Schnellläuferprogramm, ein Konjunkturprogramm des Bundes, der Bahnindustrie und der DB.“
Gabor von Wilmowski, Leiter Realisierungsprogramme und -projekte im DSTW / ETCS Projektportfolio & Projektleiter von Wörth-Germersheim-Speyer
Das Projekt ist eines von insgesamt sieben Projekten aus dem 500 Millionen Euro-Schnellläuferprogramm. In insgesamt drei Baustufen werden innerhalb kürzester Zeit die (elektro-)mechanischen Stellwerke in Germersheim, Philippsburg sowie Wörth, das Relaisstellwerk in Speyer und die Blockstelle in Rülzheim durch moderne elektronische Stellwerke ersetzt. Zudem wird die Signal- und Bahnübergangssicherungstechnik erneuert. Ab Jahresende 2022 steuern die Fahrdienstleiter:innen die Züge für die Strecken Schifferstadt – Speyer – Germersheim – Wörth – Lauterburg, Kandel – Karlsruhe, Germersheim – Rheinsheim und Rheinsheim – Graben-Neuendorf Nord digital aus Germersheim.
Die Inbetriebnahme stellt den Abschluss der ersten Baustufe im Projekt Wörth-Germersheim-Speyer dar. In diesem Rahmen wurde für das zentrale ESTW in Germersheim ein 42 x 6 Meter-großes Modulgebäude aufgestellt (siehe Titelbild). In dem Gebäude befinden sich drei Bedienplätze für Fahrdienstleiter:innen. Weiterhin wurde für das Stellwerks-Modul in Philippsburg ein 12 x 6 Meter-großes Modulgebäude aufgestellt. In Rülzheim erfolgte die Installation der Technik im bestehenden Betonschalthaus. Darüber hinaus wurden insgesamt 172 Kilometer Kabel verlegt, 123 Signale sowie 32 Weichenantriebe erneuert und 2 neue Signalausleger sowie 2 Signalsonderkonstruktionen auf den Bahnsteigen des Bahnhofs Germersheim aufgestellt. Außerdem ist der Bahnübergang in Lingenfeld modernisiert worden. Ebenfalls wurde die Weichenheizung komplett erneuert sowie neue Telekommunikationsanlagen errichtet.
Unmittelbar vor der Inbetriebnahme wurden Totalsperrungen der Strecken Speyer – Germersheim – Wörth und Germersheim – Philippsburg erforderlich, um die Montageleistungen fertigzustellen, die Altanlagen zurückzubauen sowie Abnahmen der Neuanlagen durchzuführen. Auch mehrere Stromversorgungen sind in Betrieb genommen worden. Darüber hinaus erfolgten die Bauarbeiten jedoch im Wesentlichen während des laufenden Betriebs.
„Ziel war es, die Auswirkungen auf die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Die Bauarbeiten fanden überwiegend in nächtlichen Sperrpausen und an Wochenenden statt. Grade unter Berücksichtigung der enormen Geschwindigkeit und des geringen zeitlichen Vorlaufs war dies eine Herausforderung, die wir in enger Zusammenarbeit mit unserem Auftragnehmer Thales Deutschland GmbH gemeistert haben.“
Gabor von Wilmowski, Leiter Realisierungsprogramme und -projekte im DSTW / ETCS Projektportfolio & Projektleiter von Wörth-Germersheim-Speyer
Nach der Inbetriebnahme ist vor der Inbetriebnahme: Die Bauarbeiten gehen nahtlos ineinander über. Im Rahmen der folgenden zweiten Baustufe wird im Herbst 2022 das Stellwerks-Modul in Speyer in Betrieb genommen. Im Rahmen der dritten Baustufe wird abschließend das Stellwerks-Modul in Wörth in Betrieb genommen. Die wesentlichen Arbeiten werden zum Jahresende 2022 abgeschlossen sein. Ab dann profitiert die Region von einer modernen Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik.
„Mehr Zuverlässigkeit im Schienennetz, weniger Instandhaltungsaufwand der Strecke und eine bessere Steuerung sowie flexiblere Fahrmöglichkeiten der Züge: Das Schnellläuferprogramm macht die Strecken rund um Germersheim fit für ihre digitale Zukunft.“
Philipp Bockholt, Teamleiter Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit für das DSTW / ETCS Projektportfolio
Mit dem Projekt Wörth-Germersheim-Speyer wird damit nach Finnentrop und Kleve – Kempen die dritte Gesamtinbetriebnahme eines Projekts aus dem Schnellläuferprogramm stattfinden.
--> Hier geht es zu weiteren Informationen zum Schnellläuferprogramm (SLP)