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Protagonist:innen stehen vor dem Stellwerk Kempen um einen Signalschirm und „schalten“ diesen auf Grün Protagonist:innen stehen vor dem Stellwerk Kempen um einen Signalschirm und „schalten“ diesen auf Grün
06.12.2022

Digitale Modernisierung in Rekordtempo: Feierliche Inbetriebnahme der Strecke Kleve-Kempen

Kabel statt Hebel: Am 27. November wurde nach nur rund 2 Jahren die rundum erneuerte Signal- und Stellwerkstechnik auf der niederrheinischen Strecke zwischen Kleve und Kempen in Betrieb genommen. Dieser Erfolg wurde am 06. Dezember mit geladenen Gästen aus Politik und Industrie in Kempen würdig gefeiert. Ein wichtiger Meilenstein für das Schnellläuferprogramm und die Digitale Schiene Deutschland.

Der 27. November 2022 ist ein weiterer besonderer Tag für das Schnellläuferprogramm (SLP) und die Region Niederrhein. Nach nur rund 2 Jahren erfolgte nun die Gesamtinbetriebnahme der Strecke zwischen Kleve und Kempen. So fuhren seit dem frühen Morgen des Folgetages wieder planmäßig die Züge auf der Strecke zwischen Kleve und Kempen. Bereits im Dezember 2021 erfolgte die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts zwischen Kleve und Geldern nach nur rund 351 Tagen nach Auftragserteilung. Normalerweise werden für vergleichbare Vorhaben wesentlich längere Zeiträume benötigt.

 

Die Region profitiert von einer modernen digitalen Technik, die das Schienennetz zuverlässiger und robuster macht. Gleichzeitig ermöglicht sie eine bessere Steuerung und flexiblere Fahrmöglichkeiten der Züge. Auch die Instandhaltung der Strecke wird weniger aufwändig und einfacher. Davon sollen die zahlreichen Reisenden und Pendler:innen profitieren, die täglich zwischen dem Niederrhein und der Metropolregion Rhein/Ruhr unterwegs sind.


„Das ist Rekord: Die niederrheinische Strecke Kleve-Kempen konnte dank der engen Zusammenarbeit zwischen Bund, DB und Industrie in nur rund 2 Jahren digitalisiert werden. Das ist ein wichtiger Meilenstein für das Schnellläuferprogramm und die Digitale Schiene Deutschland. Auf diese Weise schaffen wir ein Neues Netz für Deutschland und einen attraktiven sowie umweltfreundlichen Bahnverkehr für unsere Kund:innen.“

Frank Gülicher, Leiter DSTW/ETCS Projektportfolio bei der DB Netz AG und Leiter Digitales Planen und Bauen von Infrastrukturprojekten bei der Deutschen Bahn AG


Das Projekt zur Modernisierung der Signal- und Stellwerkstechnik auf der Strecke Kleve- Kempen ist eines von insgesamt sieben Projekten aus dem bundesweiten 500 Millionen Euro-Schnellläuferprogramm. Innerhalb kürzester Zeit wurden die zwölf alten Stellwerke in Kleve, Bedburg-Hau, Goch, Weeze, Kevelaer, Geldern, Vernum, Nieukerk, Aldekerk und Kempen durch hochmoderne Stellwerkstechnik ersetzt. Dazu wurden entlang der Strecke insgesamt elf Technikmodule für die Zugsteuerung errichtet. Die Bedienung der Strecke erfolgt nun digital aus den Standorten Kleve, Bedburg-Hau, Goch, Kevelaer, Nieukerk und Kempen. In Weeze, Geldern, Vernum, Aldekerk und Bernrad-St. Tönis wurden die weiteren neuen Technikmodule errichtet.

 

Scheidt & Bachmann hat als Generalunternehmer im Auftrag der DB die Signal- und Stellwerkstechnik in Rekordzeit modernisiert. Auf rund 54 Kilometern der Strecke zwischen Kleve und Kempen wurden insgesamt 175 Kilometer Kabel verlegt, 170 Signale sowie 30 Weichenantriebe erneuert und ein Signalausleger aufgestellt. Außerdem wurden 76 Bahnübergänge technisch aufgerüstet bzw. erneuert.

Projektumfang des SLP-Projekts Kleve-Kempen (Quelle: DB Netz AG)

Beschleunigung ist der Kern des Schnellläuferprogramms: Die DB hat in enger Zusammenarbeit mit dem Bund und der Industrie Prozesse verbessert und Standards etabliert. Auf diese Weise konnte die sehr kurze Projektdauer realisiert werden. Die gesammelten Erkenntnisse fließen in die Planungen für die Digitalisierung des gesamten deutschen Schienennetzes im Rahmen der Digitalen Schiene Deutschland ein. So profitiert Deutschland schon bald von einem digitalen und zukunftsweisenden Schienennetz.

Udo Schiefner, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages, hob die Wichtigkeit der Digitalisierung der Schiene heraus (Quelle: DB Netz AG/Martin Siegesmund)

In Kempen wurde am 06. Dezember 2022 die Inbetriebnahme feierlich gewürdigt. Im Beisein des Konzernbevollmächtigten der DB für Nordrhein-Westfalen, Werner Lübberink, des Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner, des Kempener Bürgermeisters, Christoph Dellmans, der Presse und weiteren Gästen aus Politik und Industrie haben Frank Gülicher,
Leiter DSTW / ETCS Projektportfolio bei der DB Netz AG und Leiter Digitales Planen und Bauen von Infrastrukturprojekten bei der Deutschen Bahn AG, sowie Dr. Michael Lenders, Geschäftsführer der Scheidt & Bachmann Signalling Systems GmbH, Einblicke in das Projekt und den Bauablauf gegeben. Beide würdigten die enge Zusammenarbeit und dankten allen Beteiligten für ihren Einsatz in den vergangenen zwei Jahren. Das Ziel einer solch rasanten Projektrealisierung sei durchaus ambitioniert gewesen, wurde aber durch den Einsatz aller Projektbeteiligten sowie durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Bund und der Industrie planmäßig erreicht, so Frank Gülicher. Gemeinsam sei bewiesen worden, dass wir bauen und digitalisieren können. Dr. Michael Lenders führte zudem aus, dass mit dem Schnellläuferprogramm-Projekt Kleve-Kempen eine echte Referenz für die notwendige Digitalisierung der Eisenbahn-Infrastruktur in Deutschland geschaffen wurde.

Bedienplatz Stellwerk Nieukerk: Alte Hebelbänke (links) wurden durch moderne Bildschirme (rechts) ersetzt (Quelle: DB Netz AG/Ralf Leidereiter)

Sinnbild für die Digitalisierung sind Daten, die über Kabelverbindungen übertragen werden. Beeindruckend waren daher die Einblicke in das modernisierte Stellwerk in Kempen: Wo vor noch nicht allzu langer Zeit die Steuerung der Strecke über Hebelbänke erfolgte, erfolgt diese jetzt über einen neuen Bedienplatz mit großen Bildschirmen. Dies ist das neue
integrierte Leit- und Bediensystem (iLBS). Von hier aus wird die Strecke digital „per Mausklick“ durch die Fahrdienstleiter:innen gesteuert. Die Signale, Weichenantriebe und Bahnübergänge draußen, entlang der Strecke, sind über Kabelverbindungen mit dem Stellwerk verbunden.

Während der moderierten Diskussion ließen die Projektbeteiligten die letzten zwei Jahre Revue passieren (DB Netz AG/Martin Siegesmund)

Die gesammelten Erfahrungen für die weitere Digitalisierung des deutschen Schienennetzes zu nutzen, ist ein weiteres wichtiges Ziel des Schnellläuferprogramms. Darüber diskutierten die beiden Projektleiter Lukas Joost, DB Netz AG, und Matthias Mertens, Scheidt & Bachmann Signalling Systems GmbH, zusammen mit Frank Gülicher und Moderator Philipp Bockholt, Teamleiter Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit bei der DB Netz AG. Gemeinsam mit der Industrie wurde geprüft, an welchen Stellschrauben gedreht werden könne, um Projekte zu beschleunigen. In regelmäßigen Lessons Learned-Workshops

wurden Erfahrungen ausgetauscht und weitere Verbesserungen besprochen. Dieses Vorgehen war ein wesentlicher Erfolgsfaktor, der zum Gelingen des Projektes beigetragen hat, was mehrheitlich von den anwesenden Gästen bestätigt wurde. Denn diese hatten die Möglichkeit über interaktive Umfragen live an der Diskussion zu partizipieren.

 

Mit Kleve-Kempen werden in diesem Jahr insgesamt drei Projekte des Schnellläuferprogramms in Betrieb gehen. Bereits am 23. Mai konnte das SLP-Projekt Finnentrop in Betrieb genommen werden. Am 10. Dezember folgt das SLP-Projekt Wörth-
Germersheim-Speyer.

 

 

Weiterführende Links:

Offizielle Presseinformation der DB vom 06.12.2022
Weitere Informationen zum Schnellläuferprogramm (SLP)